Schulungsabend für Atemschutzgeräteträger im KBM-Bereich Bad Kötzting
Bayernweit werden jährlich rund 2.000 Verletzungen unter Feuerwehrdienstleistenden verzeichnet. Eine alarmierende Zahl, die zeigt: Prävention und Schulung sind unerlässlich.
Vergangene Woche fand im Feuerwehrzentrum Bad Kötzting eine spezielle Schulung für die Atemschutzgeräteträger des KBM-Bereichs statt – mit einem klaren Ziel: Sicherheit durch Wissen und Vorbereitung.
Szenario: Zimmerbrand mit Personen in Gefahr
„Ein Zimmerbrand mit Personen in Gefahr – ein Einsatz, der selten, aber extrem fordernd ist. Dann muss jeder Handgriff sitzen“,
so eröffnete Florian Heigl den Schulungsabend.
Er betonte, dass in solch kritischen Situationen alles abrufbar sein muss, was in der Ausbildung vermittelt wurde – vom taktischen Vorgehen bis zur Selbstsicherung. Rückmeldungen, Ausrüstung, Koordination – jeder Faktor ist entscheidend.
Rückblick: Der tragische Atemschutzunfall in St. Augustin 2023
Andreas Leitermann, der Hauptreferent des Abends, nahm den tödlichen Unfall von 2023 in St. Augustin als Ausgangspunkt seines Vortrags. Zwei Feuerwehrleute kamen bei einem Atemschutzeinsatz ums Leben – die Ursache: ein geplatzter Schlauch, der in einem durch Brandgase aufgeheizten Raum zu verheerendem Wasserdampfschlag führte.
Zuvor machte Leitermann jedoch klar:
Ein Brand kann nur entstehen, wenn drei Elemente zusammentreffen – Wärme, brennbare Stoffe und Sauerstoff.
Ziel jedes Einsatzes muss es sein, mindestens einen dieser Faktoren zu eliminieren.
Realitätsnahe Ausbildung: Nur was man sieht, kann man verstehen
Leitermann unterstrich die Bedeutung praktischer Realausbildung. Nur dort sei es möglich, die Effekte von Pyrolysegasen, Durchzündungen und die Bildung von „Feuerzungen“ realitätsnah zu erkennen und bekämpfen zu lernen – unter anderem durch den korrekten Einsatz eines Hohlstrahlrohrs.
Die taktische Ventilation sei ein weiteres essenzielles Element, um Sicht zu verbessern, Brandgase auszuleiten und Wärmestau zu verhindern.
Ausrüstung richtig einsetzen
Ein effektiver Atemschutzeinsatz erfordert nicht nur Wissen, sondern auch gezielten Einsatz der Ausrüstung:
- Wärmebildkamera: Zur Kontrolle von Deckenbereichen und Raumkanten (Stichwort „Würfelblick“).
- Rauchschutzvorhang: Verhindert Ausbreitung des Brandrauchs in Flure oder Treppenhäuser.
- Ampelregelung: Als Entscheidungs- und Handlungshilfe für Trupps im Innenangriff (verfügbar über die Lernplattform der Feuerwehrschule).
- Kommunikation & Schlauchmanagement: Schlüssel zur Sicherheit
- Leitermann betonte die Wichtigkeit der Kommunikation zwischen Trupp und Gruppenführer sowie des korrekten Schlauchmanagements:
- Das Löschfahrzeug muss außerhalb des Gefahrenbereichs stehen.
- Der Verteiler richtig gesetzt werden.
- Die Schlauchanzahl an Stockwerke und Raumtiefe angepasst sein.
- Schläuche im Treppenraum sichern.
Lehren aus St. Augustin: Wissen schützt Leben
Ein 160-seitiger Untersuchungsbericht zum Unfall in St. Augustin wurde veröffentlicht, um Ursachen zu analysieren und zukünftige Unfälle zu vermeiden.
Die Kernaussagen:
- Lageerkundung ist der erste Schritt – davon hängen Fahrzeugpositionierung und Einsatztaktik ab.
- Regelmäßige Übungen sind Pflicht – sie schulen die Reaktion auf dynamische Entwicklungen.
- Gebäudestruktur und Brandlast müssen richtig eingeschätzt werden, um Risiken wie Hitzestau zu erkennen.
Fazit: Übung macht sicher
„Üben, üben, üben“, so das klare Fazit von Andreas Leitermann.
Nur kontinuierliche Weiterbildung und praxisnahe Schulung ermöglichen es Einsatzkräften, in Extremsituationen richtig zu reagieren. Auch Florian Heigl unterstrich: Nur durch regelmäßige Gerätekontrolle und strukturierte Ausbildung ist ein sicherer Innenangriff gewährleistet.